Eine Geschichte der Hoffnung


Wenn eine Gemeinde nicht mehr zusammenkommen kann, dann ist ihr Lebensnerv getroffen, oder? Im Frühling passierte auch uns das Unvorstellbare: keine Gottesdienste mehr. Das hat es in Österreich nicht einmal zur Zeit der Pest gegeben. Ende der Geschichte? Keineswegs. Wir durften miterleben, wie unser Herr auch diese Situation zum Guten dienen ließ. Als Hördatei waren unsere Predigten schon seit Jahren im Internet abrufbar und wurden auch viel gehört. An eine Videoübertragung hatten wir uns noch nicht gewagt. Wie geht so etwas überhaupt? Aber Gott hatte uns mit technisch sehr begabten Geschwistern gesegnet. Im Nu fand sich ein Team zusammen, das sich dieser Sache annahm. In den ersten Wochen durften sich nicht einmal die Akteure vor Ort treffen. So wurden an unseren privaten Handys kleine Videos erstellt und von einem jungen Bruder mühselig-liebevoll zusammengeschnitten. Familiäre Wohnzimmergesänge zum Mitsingen, Büropredigten (s. Bild), Essbankmoderationen.....


Beim zweiten Lockdown war es immerhin schon möglich, dass alle Mitwirkenden vor Ort gefilmt wurden und das Ganze auf Youtube hochgeladen wurde. Auf der Bühne wurde Platz geschaffen für unseren Gebärdendolmetscher, der von dort an “der prominenteste Mann der Gemeinde” wurde und ein Anziehungspunkt für alle gehörlosen Christen und Interessierten ist, weit über Wiens Grenzen hinaus. Natürlich waren diese virtuellen Gottesdienste nicht für alle Geschwister einfach nur toll. Im Gegenteil: eigentlich litten wir alle darunter, uns nicht persönlich sehen zu können. Und manche litten deutlich mehr als andere. Eine Notlösung eben, "besser als nix". Aber ganz gewiss keine Dauerlösung. Zu Weihnachten fielen uns gewisse Schwierigkeiten auf: Wie machen wir es mit dem Theaterstück der Kinder? Und – Entsetzen! – der Christbaum passt nicht mehr auf die Bühne und wird nicht im Bild sein!

 

Und doch: Wir haben durch diesen Videostream mehr Menschen erreicht als je zuvor. Manchmal gab es mehr als 300 Zugriffe. Wenn gerade kein Lockdown war – immerhin von Mai bis November – kamen Gäste in unseren Saal, die uns auf YouTube entdeckt hatten. Befreundete Gemeinden, die nicht die Ressourcen für einen eigenen Stream hatten, schlossen sich uns an und verschickten manchmal Grüße über den parallel laufenden Chat. Ganz vor kurzem – wir haben gerade wieder Gottesdienst vor Ort – kam ein Mann, den keiner von uns kannte. Er erzählte einer Mitarbeiterin, die ihn ansprach, dass er früher mit Jesus gelebt und sich dann von ihm abgewendet hätte und nun wieder neu anfangen wollte. Durch YouTube sei er auf uns aufmerksam geworden und wollte nun die Gemeinde einmal persönlich kennenlernen. Nein, das Internet ersetzt nicht den lebendigen Menschen. Aber dass Gott das Internet gebrauchen kann, damit lebendige Menschen andere erreichen, das haben wir gesehen. Und es ist überhaupt keine Frage, dass dieser Videostream auch in Zukunft beibehalten wird. Auch wenn dann nie mehr ein Christbaum auf die Bühne passt.